Hej Lebensfreude!

Nach Helsinki, Kuopio, Luosto und Sörbyn trafen wir soeben in Stockholm ein und verbringen hier den Jahreswechsel. Das ist der richtige Zeitpunkt um gleichzeitig zurück und doch nach vorne zu blicken. Und in Stockholm, ist dies irgendwie noch passender als sonst wo.

Das jede Medaille seine zwei Seiten hat, dass ist uns Schweizer sehr wohl bewusst. Doch irgendwie treffen sich diese zwei Seiten nicht in Rom – wo viele Wege hinführen -, sondern eben in Stockholm. Kein Land und keine Stadt, die ich je bereist habe, ging so charmant mit Unterschieden und Gegensätzen um. Nirgendwo war die Toleranz so hoch, dass man eben beide Seiten der Medaille nicht einfach nur akzeptierte, sondern dass diese eben beide irgendwie dazugehören. Gar selbstverständlich sind.

Ich habe mich lange gefragt, wie kann ein Land so stolz auf ein Schiff sein, dass bei der Jungfernfahrt unterging. Unterging, weil es einfach nicht richtig konstruiert war. Nach wenigen Minuten gesunken ist, weil es zu schwer ist. Ein Schiff, dass so gut schwimmt, wie dies eben ein Stein tut. Und doch ist eben dieses Schiff der Nationalstolz Schwedens, ein Teil der schwedischen Identität. Dem man hier in Stockholm nicht nur ein Museum gewidmet hat, sondern, dessen Geschichte man hier gar hoch leben lässt.

Die Vasa wurde auch für mich Sinnbild der schwedischen Kultur. Einer Kultur, die eben beiden Seiten der Medaille ihre Vorteile zuspricht und so auch von den Vorteilen beider Seiten profitieren kann.

Wenn wir hier mit Lani am Flussufer entlang spazieren, dann freut man sich genauso über den angeleinten Hund (so stört er nicht und verhält sich super nett), wie über den leinenlosen Hund (so kann man mit ihm spielen und er kann die Freiheit geniessen). Es ist eine echte Freude über die schönen Dinge im Leben, egal auf welcher Medaillenseite diese stehen. Es ist nicht die schweizerische „Gleichgültigkeit“ und man blendet auch nicht die unschönen Momente aus, sondern freut sich einfach an beiden Medaillenseiten.

So könnten die Schweden den grössten Konstruktionsfehler in der Geschichte der Seefahrt einfach verschweigen, den Untergang der Vasa in Vergessenheit hüllen oder die Geschichte um das Schiff einfach zum Tabu-Thema erklären. Oder aber man kann sich Stolz zeigen über das bestens erhaltene Schlachtschiff. Ein antiker Bau, der zu 98% aus Originalenteilen besteht. Und somit wohl einer der wenigen Gegenstände und sicher das grösste Gegenstand aus dem 17. Jahrhundert, der noch so gut erhalten ist. Man zeigt sich hier Stolz darauf, dass die Vasa hier gebaut wurde und hier steht. Ganz nach dem Motto: „Wäre das Schiff je zur See gefahren, könnten wir dies wohl heute nicht bestaunen.“